Der Bullwhip-Effekt
Der Bullwhip-Effekt beschreibt das Phänomen der Nachfrageschwankungen entlang der Lieferkette. Er entsteht durch die Variabilität der Nachfrage vom Endkunden über die Händler bis hin zu den Herstellern und ihren Zulieferern.
Kurzbeschreibung
Der theoretische Hintergrund des Bullwhip-Effekts wurde erstmals von Jay Forrester in den 1960er Jahren in den USA untersucht. Seine Arbeit befasste sich mit dem Verhalten in Lieferketten, mit unterschiedlichen Nachfragen und den daraus resultierenden Schwankungen. In den 1990er Jahren war Procter & Gamble das erste Unternehmen, das diesen Effekt am Beispiel von Pampers-Windeln genauer untersuchte.
Dieser Effekt zeigt sich darin, dass die Endkundennachfrage im Einzelhandel konstant ist, das Auftragsvolumen jedoch immer unregelmäßiger wird, je weiter man in der Lieferkette zurückgeht. Auf diese Weise haben die Bestellungen auf den untersten Ebenen nichts mit den Bestellungen der Verbraucher zu tun.
Auswirkungen
Die Folgen eines solchen Effekts sind maßgeschneiderte Bestände, die an unterschiedliche Bestellmengen angepasst sind, und infolgedessen erhöhte Lagerbestände. Dies führt zu erhöhten Lagerhaltungskosten und Kapitalstillstandskosten, die zu erhöhten Endpreisen und einer Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit führen. Das Ziel des Unternehmens ist es, den Bullwhip-Effekt zu reduzieren.
Dieser Effekt kann durch die folgenden Aktionen erzeugt werden:
- Zusammenfassung der Aufträge
Aufgrund der Fixkosten bei der Bestellung bündeln die Unternehmen ihre Bestellungen (Andlersche Formel) und optimieren so das Volumen. Dadurch werden die Bestellungen immer unregelmäßiger und es kommt zu Schwankungen bei den Lieferanten - es entsteht ein Bullwhip-Effekt.
- Preisänderungen
Durch Werbekampagnen (Preisnachlässe, Rabatte) werden die Produktpreise in kurzer Zeit gesenkt, und die Kunden füllen ihre Lager auf. Bei Preiserhöhungen stornieren sie Bestellungen und nehmen Produkte aus dem Lager. Auch dies führt zu einem Bullwhip-Effekt.
- Die Nachfrage übersteigt das Angebot
Bei Engpässen bestellen die Kunden mehr, um zumindest ihren Bedarf zu decken. Sobald sie genügend Waren auf Lager haben, stornieren sie ihre Bestellungen. Dies wiederum führt zu einem Anstieg der Lagerbestände in der Lieferkette. Durch eine verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen kann der Bullwhip-Effekt minimiert werden, so dass die Logistikkosten sinken und die Kundenzufriedenheit steigt.